Ein Besuch bei Comtessa Liliette
Ein Besuch bei Comtessa Liliette
Du hast es geschafft. Nachdem Du mit Comtessa Liliette gesprochen hast, hat sie Dir erlaubt zur Audienz zu erscheinen.
Die Tür fällt leise ins Schloss.
Gedämpftes Licht empfängt dich, warm wie Bernstein, weich wie ein Schleier.
Die Luft trägt den zarten Nachklang von Räucherstäbchen, die hier vor Kurzem verglommen sind, vermischt mit Jasmin, Leder und altem Holz – eine Einladung in eine Welt zwischen Sinnlichkeit und Ritual.
Im Hintergrund erklingt klassische Musik. Kein Zufall, sondern ein Statement: vielleicht Debussy, vielleicht ein Streicherquartett aus einer Zeit, in der Etikette noch etwas galt. Jede Note streichelt den Raum wie eine unsichtbare Hand.
Du bist angekommen.
Comtessa Liliette schaust Du Dir genauer an:
Ihre gerade Haltung, ruhiger Blick, ein Gesicht, das weder Urteil noch Einladung ist, sondern etwas Höheres: Präsenz.
Ihr Kleid raschelt nicht. Ihre Bewegungen sind wie in Zeitlupe, kontrolliert, mühelos, elegant.
Du spürst, dass Du nicht mehr ganz du selbst bist. Und das ist gut so.
„Willkommen in meinem Reich. Schön, dass Du da bist“, sagt sie – mit einer Stimme, die keine Frage stellt, sondern einen Rahmen setzt.
Sie bittet Dich, Platz zu nehmen.
Nicht auf den Boden. Noch nicht. Zunächst auf einem Sessel, auf Augenhöhe.
Denn bevor Du Dich übergibst, bevor du dich verlierst, bevor Du beginnst zu dienen, will sie etwas anderes:
Verstehen.
Sie sieht dich an. Nicht neugierig, sondern wachsam.
Stellt Fragen mit sanfter Klarheit:
„Wie kommst Du heute hierher?
Was braucht Dein Inneres – Halt oder Herausforderung?
Möchtest Du heute gehalten werden… oder geführt?“
In diesem Moment spürst du:
Hier geht es nicht um Reize.
Es geht um Wahrheit. Um das, was Du vielleicht selbst nicht benennen konntest.
Und wenn du es nicht sagen kannst, liest sie es in deinen Schultern. In deinem Atem. In dem, was Du nicht sagst.
Ob Du heute in Demut kniest, in Kälte gezähmt wirst oder in Nähe gehalten:
Alles geschieht ritualisiert, kunstvoll, getragen von einem inneren Takt.
Sie streift die Handschuhe über. Langsam, mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln.
Ein Blick genügt und du weißt, was zu tun ist.
Vielleicht wirst Du gebunden in Seide, Seilen oder in Ketten.
Vielleicht berührt sie Dich nicht mit der Hand, sondern mit einem Satz.
Vielleicht ist es nicht die Strafe, sondern die Gnade, die heute deine Erlösung ist.
Und vielleicht legt sie am Ende ihre Hand auf Deinen Nacken,
nicht um Dich zu lenken,
sondern um Dich zurückzubringen.
In Dich selbst.
Die Musik ist leiser geworden.
Dein Atem auch.
Du bist nicht mehr derselbe Mensch, der die Schwelle überschritten hat.
Du bist weniger und mehr.
Zerlegt und neu zusammengesetzt, von einer Frau,
die nicht lauter war als nötig,
nicht grober als erlaubt,
und alles andere als gewöhnlich.
Comtessa Liliette wartet nicht.
Sie empfängt.
Und wenn du gehst,
trägt dich ihr Blick weiter als jede Peitsche je könnte.